Nachdem uns unsere neuen Dresdner Mitglieder im Verein baten, etwas gegen die offenbar unhaltbaren Arbeits- und Vergütungsbedingungen für kreative TV-Arbeit bei der "MCS GmbH Sachsen" zu unternehmen, gab es nun ein erstes Gespräch mit der Geschäftsführung der MDR-Tochter. Dabei verhedderte sich die Firmenleitung in ihren zum Teil widersprüchlichen Argumentationen.
Das Gespräch fand im Landesfunkhaus Dresden statt. Zusammen mit dem Geschäftsführer Bernhard Obenaus war sein Kollege Holger Böhme gekommen. Wir waren mit unserem Vorsitzenden Guntram Schuschke sowie seinem Stellvertreter Ilko Eichelmann zugegen.
Nach einigen Startschwierigkeiten fanden wir bald zu einem intensiven und hier und da seitens der MCS auch emotionalen Austausch über die Geschäftspraktiken der Firma, die Unzufriedenheit der Mitarbeiter, den damit zusammenhängenden Fachkräftemangel, die Zukunft des Standortes und überhaupt die Verantwortung für Nachhaltigkeit bei Umgang mit öffentlichen Geldern.
Dabei fielen uns durchaus argumentative Ungereimtheiten auf. So wurde zum einen die wichtige Frage, ob es sich bei der MCS GmbH Sachsen um eine vollständig frei am Markt agierende Firma handelt, ohne Einschränkungen mit "Ja!" beantwortet. Auch "direkte Dienstanweisungen", zum Beispiel in Bezug auf Entlohnung von Mitarbeitern oder eine Vorgabe des Senders für den Preis der Dienstleistungen (die dieser selbst in Anspruch nimmt) würden laut Angaben der MCS-Geschäftsführung vom MDR definitiv nicht ausgegeben. Umso mehr verwundert es, dass als Grund für die schlechte Entlohnung oder die mangelnde Absicherung der Kreativen immer wieder behauptet wird, der Sender würde "keinesfalls mehr bezahlen".
Wie passt das zusammen? Eine wirklich frei am Markt agierende Firma müsste auf Veränderungen am Arbeitsmarkt und tarif- oder marktbedingte Ausgabensteigerungen reagieren, wenn sie weiterhin auf das heiß umkämpfte professionelle Personal Zugriff haben wollte. Diese Kosten würde die Firma dann natürlich in ihren Verkaufspreisen an den Auftraggeber durchreichen. Einzig die Konkurrenz könnte mit niedrigeren Preisen im Wege stehen. Im Fall der MCS als "Platzhirsch" im Landesfunkhaus Dresden, auf die aus Gründen der Sendesicherheit zurückgegriffen werden muss, braucht das aber nicht befürchtet zu werden. Außerdem wissen wir von unseren Mitgliedern, dass von den wenigen, im Raum Dresden verbliebenen wirklich freien Firmen deutlich höhere Honorare gezahlt werden als bei der MCS. Warum also sind Preise angeblich "definitiv", wenn doch der Sender keine Vorgaben macht?
Auch die großen Gewinne der MCS in den letzten Jahren waren ein Thema. 2017 beispielsweise erwirtschaftete die Firma laut MDR-Beteiligungsbericht 856 TEUR GEWINN vor Steuern (der Bericht von 2018 ist derzeit noch nicht veröffentlicht). Dadurch wären prinzipiell großzügige Spielräume vorhanden, um längst überfällige, deutliche Anpassungen der Kreativen-Honorare zu realisieren. Auch würde das den Betrieb des Funkhauses nachhaltig gewährleisten, was durch bereits jetzt akute Abwanderung des Personals in andere Regionen oder Berufe ansonsten nicht sicher gestellt ist. Darauf angesprochen erweckte die Geschäftsleitung mit Sätzen wie "Mir sind da die Hände gebunden!" den ziemlich deutlichen Eindruck, der MDR - bzw. die als Unternehmen "zwischengeschaltete" Drefa-Holding würde einen solch hohen Gewinn einfordern. Auch das verwirrt angesichts der anfänglichen Behauptung, die MCS wäre eine unabhängig vom MDR am Markt agierende Firma. Wer, so muss man sich fragen, bindet einem Geschäftsführer mit mehreren hunderttausend Euro Gewinn jährlich die Hände, wenn es um die Zukunft des Unternehmens geht?
Ungeachtet dessen weckte das Gespräch die Hoffnung, dass eine gemeinsam herbeigeführte, zukunftsorientierte Lösung in Verhandlungen erreichbar sein könnte. Denn am Ende waren wir uns einig, dass für die Zukunft des Öffentlich-Rechtlichen Rundfunks in diesen bewegten Tagen dringend Lösungen gefunden werden müssen, die auch bei zunehmendem Fachkräftemangel Qualität und Handlungsfähigkeit garantieren. Und diese gehen zwingend mit der Verbesserung von Arbeits- und Vergütungsbedingungen einher. Wir werden also versuchen, nach Rücksprache mit den bei der MCS tätigen Mitgliedern in konkrete Verhandlungen einzutreten.
Die Media & Communication Systems (MCS) GmbH Sachsen ist ein 100%iges Tochterunternehmen der DREFA Media Holding GmbH, die wiederum ein 100%iges Tochterunternehmen des MDR ist. Eine direkte Anweisung des Senders zu diesen Praktiken kann also nicht ausgeschlossen werden. Wir bleiben dran.
Euer fairTV-Team