Eigentlich ist es ein Skandal: Während die tariflich festangestellten Mitarbeiter der öffentlich-rechtlichen Sender den Berufen angemessene ca. 4000-6500 Euro brutto erhalten (Beispiel Editoren / Kameraleute im MDR, inkl. 13. Monatsgehalt, Stand um 2015), nagen die vielen Selbstständigen und auch so manche freien Mitarbeiter - insbesondere in Tochterunternehmen - beinahe am Hungertuch. Das Problem ist hier vor allem die bisher fehlende Vergleichbarkeit der Auftragsverhältnisse. So können Sender, Produzenten und technische Dienstleister die Kreativen erfolgreich gegeneinander ausspielen, indem behauptet wird, die jeweils andere Gruppe würde es "billiger" hinbekommen. Das setzt schließlich auch die Gehälter der Festangestellten unter Druck. Um dem entgegenzuwirken und hier mehr Transparenz zu schaffen, hat fairTV das Projekt "EqualPay" ins Leben gerufen. Derzeit ist das Projekt noch nicht ausreichend finanziert und daher nur zum Teil umgesetzt. Die ersten Berechnungen zeigen aber bereits, dass Tagessätze für selbstständige Kreative eigentlich um die 700 Euro betragen müssten, um die Selbstständigen nicht gegenüber den Festangestellten sozial zu benachteiligen.

Wie immer könnt ihr uns unterstützen, indem Ihr für das Projekt spendet oder euch möglicherweise bekannte Sponsoren für eine Hilfe motiviert.

 

Ein Auszug aus der Projektskizze für potenzielle Sponsoren (als PDF herunterladen):

 

Was?

Der "Equal Pay Rechner" soll selbstständig tätigen Film- und Fernsehschaffenden dabei helfen, Tagesgagen zu ermitteln, die sich an dem orientieren, was die Sendeanstalten für ihre Beschäftigten ausgehandelt haben. "Equal Pay" ist die Annahme dass, was als angemessene Entlohnung einer Leistung in der Anstellung akzeptiert wurde, auch Selbstständige fordern dürfen.

Warum?

Die öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten Deutschlands behandeln die für sie tätigen Film- und Fernsehschaffenden nach unterschiedlichem Maß. Für Festangestellte und arbeitnehmerähnliche Beschäftigte wurden Tarifverträge ausgehandelt, in denen Löhne, Arbeitszeiten und weitere Rahmenbedingungen festgeschrieben sind. Für soloselbstständige Auftragnehmer, die dieselben Aufgaben wie ihre KollegInnen übernehmen, gelten diese Vereinbarungen nicht.

Der Status der Selbstständigkeit leistet inzwischen einem ungeregelten Preisdumping in der Medienbranche Vorschub. Die Hoffnung auf die ordnende Kraft des Marktes hat sich nicht erfüllt. Vielmehr lässt sich eine zunehmende Prekarisierung in der gesamten Branche konstatieren.

Durch die Praxis der gebührenfinanzierten Sender, ganze Produktionen oder einzelne Produktionsbereiche (etwa den Schnitt) auszulagern, verteilt sich die Verantwortung für diese Problematik auf verschiedene Schultern. Leidtragende sind in jedem Fall die einzelnen Film- und Fernsehschaffenden – egal, ob sie ihre Rechnung an ARD/ZDF, eine unabhängige Produktionsfirma oder ein Dienstleistungsunternehmen adressieren.

Wie?

Den Film- und Fernsehschaffenden wird ein leicht handbares Online-Tool zur Verfügung gestellt: der "Equal Pay Rechner". Der Nutzer gibt bestimmte persönliche sowie auftragsbezogene Daten in eine Eingabemaske ein und bekommt am Ende einen Vorschlag für ein angemessenes Tageshonorar sowie eine detaillierte Auflistung zu deren Berechnung heraus.

Der "Equal Pay Rechner" orientiert sich in der Ermittlung eines angemessenen Tagessatzes einerseits an den Haustarifverträgen, die die einzelnen Rundfunkanstalten mit der Gewerkschaft ausgehandelt haben und in denen die Vergütung einzelner Tätigkeiten en detail geregelt ist. Andererseits integriert der "Equal Pay Rechner" betriebswirtschaftliche Kalkulationen, die in der Selbstständigkeit als Erwerbsform relevant sind, etwa die private Altersvorsorge.

Ziele

Ziel des "Equal Pay Rechners" ist es, Soloselbstständigen eine Einschätzung des Wertes ihrer Arbeit auf der Grundlage etablierter Vereinbarungen zu ermöglichen. Ziel ist die Ermächtigung zur Selbsthilfe. So soll

  • der einzelne Kreative gestärkt,
  • kollektives Handeln ermöglicht und
  • die Abwärtsspirale der Honorare aufgehalten werden.

Wir wollen Diskussionsgrundlagen für angemessene Vergütung in der Selbstständigkeit bereitstellen, ohne uns gegen das Prinzip der individuellen Preisgestaltung zu wenden. Selbstverständlich entstehen so keine rechtsverbindlichen Honorartabellen. Angesichts eines Wandels der Arbeitswelt ist es allerdings dringend nötig, die in Tarifverträgen ausgehandelten Rahmen für gute Arbeit in diesem Land weiterzuentwickeln. Der "Equal Pay Rechner" ist ein kleiner, an der Praxis orientierter Versuch in diese Richtung.

Wer?

Der "Equal Pay Rechner" entsteht auf Initiative von fairTV, einem Verein mit Sitz in Leipzig, der sich seit 2012 erfolgreich für bessere Arbeits- und Vergütungsbedingungen für selbstständige Film- und TV-Schaffende einsetzt (www.fairtv.net).

Bei der Durchführung wird er von LANGER MEDIA research & consulting (www.langermediaconsulting.de) unterstützt.

Diverse Branchenverbände waren an den ersten Diskussionen um den "Equal Pay Rechner" beteiligt und sind an seiner Weiterentwicklung und Verbreitung interessiert (u.a. Bundesvereinigung Die Filmschaffenden, der BVFK (Bundesverband Fernsehkameraleute) und BFS (Bundesverband Filmschnitt Editing).

Zielgruppe sind im Kern die selbstständig Tätigen in der Film- und Fernsehbranche, soweit sie direkt oder über Dienstleister und Produktionsunternehmen an der Herstellung von Medieninhalten für öffentlich-rechtliche Sender beteiligt sind.

Betrachtet man den "Equal Pay Rechner" als Pilotprojekt, rückt eine potentiell viel größere Zielgruppe in den Fokus: alle die, die in Bereichen selbstständig tätig sind, in denen Tarifverträge oder analoge Regelwerke für angestellte KollegInnen existieren. Das sind etwa weite Bereiche der Kreativwirtschaft und der digital economy.

 

Projektablauf

Um einen ersten Versuch zu wagen, wurde der Haustarifvertrag des MDR (Mitteldeutscher Rundfunk) in Hinblick auf den "Equal Pay Rechner" ausgewertet und in Zusammenhang mit Empfehlungen von Ver.di sowie Berechnungen zu privater Altersvorsorge und anderen für die Selbstständigkeit relevanten Zahlen gebracht. Es existiert also bereits ein "analoger" Rechner sowie erste Auswertungen dazu: eine gute Grundlage für die erste Phase des Projekts!

  1. Phase: Pilotprojekt MDR

Erstellung eines "Equal Pay Rechner" für Selbstständige, die an der Medienherstellung für den MDR (Mitteldeutscher Rundfunk) direkt oder indirekt (über Töchterunternehmen, Dienstleister oder Produktionsfirmen) beteiligt sind.

  1. Phase: Evaluation

Auswertung und Analyse → Verbesserung und Anpassung des Rechners für Phase 3

  1. Phase: weitere Pilotprojekte

Erstellung eines "Equal Pay Rechners" für weitere Sendegebiete. Auswahl erfolgt über an der Verbreitung interessierte Branchenverbände. Wahrscheinlich sind nach derzeitigem Diskussionsstand der BR (Bayerischer Rundfunk) und RBB (Rundfunk Berlin Brandenburg).

  1. Phase: Evaluation

Auswertung und Analyse insbesondere der Vergleichbarkeit

→ Verbesserung und Anpassung des Rechners für Phase 5

→ Beginn der Überlegungen zur Übertragbarkeit auf andere Branchen (Phase 6)

  1. Phase: "Equal Pay Rechner" goes bundesweit

Erstellung von "Equal Pay Rechnern" für alle Sender und Sendegebiete

  1. Phase: Übertragung auf andere Branchen?

Optionen ausloten, welche anderen Berufsfelder mit ähnlichen Entwicklungen umgehen müssen: Ist ein "Equal Pay Rechner" auch für Auftragnehmer anderer kreativer Wirtschaftsbereiche (etwa Design, Musik, Werbung, Bühne etc.) oder in den digital basierten Arbeitsfeldern (insb. im cloud-/crowd-working) sinnvoll?

Wir sind derzeit auf der Suche nach Unterstützung für die Weiterentwicklung des "Equal Pay Rechners".

Falls diese Projektskizze Ihr Interesse geweckt hat, würden wir uns freuen von Ihnen zu hören.

Derzeit kümmert sich der Verein "fairTV" um mögliche Förderung ideeller, struktureller und natürlich finanzieller Art.

Ihr Ansprechpartner dort ist Guntram Schuschke:

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